Akila & Taylor – zwei Unvermittelbare???


In den letzten Jahren machen alte und kranke Tiere den Großteil unserer Bewohner aus und führen für uns zu immensen Kosten gerade im Bereich Medikamente und sonstige tierärztliche Versorgung.

Manchmal sind es chronische Erkrankungen, die eine lebenslange Versorgung mit Medikamenten nötig machen, manchmal schwere akute Erkrankungen, die nur mittels teurer Behandlungen oder Operationen geheilt werden können.

Für uns ist es immer wieder schwierig, wenn ein neues Tier mit Erkrankung zu uns kommt. Wir müssen jedes Mal die finanzielle Lage abchecken und überlegen, ob wir das Problem irgendwie stemmen können. Natürlich sind wir auf jede Hilfe angewiesen.

Zwei dieser Mitbewohner, die uns wohl länger erhalten bleiben wer- den, sind Akila und Taylor. Beides sind Altdeutsche Schäferhunde, ihre Geschichten sind aber sehr unterschiedlich.

Taylor stand eines Tages mit seinem Besitzer plötzlich vorm Tor. Ein noch recht junger, stattlicher Schäferhund, der uns freundlich entgegen kam. Der Besitzer hatte sich schon telefonisch bei uns gemeldet und wollte den Hund abgeben, da er mit den Kindern im Haushalt nicht zurecht kam. Unser Problem momentan ist der eklatante Platzmangel im Hundebereich. Unser Hundehaus 1 wird immer noch umgebaut, so dass uns etliche Wohnstuben fehlen, dazu kommen viele Hunde aus Sicherstellungen, die alle einzeln sitzen und nicht in Gruppen gesetzt werden können. So konnten wir Taylors Herrchen nicht sofort und auf der Stelle behilflich sein.

Nun stand er erbost mit dem Hund vor uns. Er hatte nun mehrere Stellen abtelefoniert und wollte den Hund bei einigen Tierärzten „abspritzen“ lassen, die sich aber alle geweigert haben, einen jungen gesunden Hund zu töten, der keine offensichtliche Gefahr darstellte, nur weil eventuell irgendwann irgendwas passieren könnte.

Der Herr wurde sehr massiv und der Hund tat uns einfach sehr leid. Wir wussten, dass wir uns mit der Aufnahme des Hundes in eine ziemlich schwierige Situation manövrieren würden, aber manchmal gibt es keinen Ausweg.

So zog Taylor bei uns ein. Er zeigte sich freundlich und aufgeschlossen und wir waren guter Hoffnung, ihn nach einer Eingewöhnungsphase mit einer Hündin vergesellschaften zu können.

Am ersten Abend in der Dämmerung zeigte er allerdings ein anderes Gesicht. Er bellte, fletschte und ging nach vorn, so dass keiner sich mehr in seine Nähe wagen konnte. Natürlich muss man ihm den Stress der neuen Situation zugutehalten, schließlich hatte er alle verloren, seine Menschen, sein Zuhause, seine bisherige Sicherheit.

Nach einigen Tagen hatte er zu seinen Pfleger*innen Vertrauen aufgebaut und das Handling wurde einfacher. Bis zum heutigen Tage ist es aber leider so, dass Taylor eine sehr geringe Toleranzschwelle hat und sofort sehr heftig reagiert, wenn er sich bedrängt fühlt oder eine Situation ihm unsicher und unangenehm erscheint. Dabei ist er auch noch nachtragend und setzt noch nach, wenn die Situation schon vorbei ist.

Er geht dann auch massiv auf Menschen los, die er sonst mag und toleriert. Es handelt sich hier um wenige Situationen, aber trotzdem ist dies natürlich kein sehr wünschenswertes Verhalten.

Wir haben nun mit Maulkorbtraining begonnen und hoffen, dass er durch Vertrauen und kontinuierliches Arbeiten mehr Toleranz und Langmut entwickelt.

Taylor passt eigentlich nicht in die Kategorie kranke oder alte Hunde, da er im besten Alter ist und nach Röntgenuntersuchungen können wir sagen, dass seine Knochen gesund sind. Trotzdem wird er uns wahrscheinlich aufgrund seines Verhaltens lang erhalten bleiben. Aber wir hoffen sehr, dass sich irgendwann auch die richtigen Menschen für Taylor finden, die hundeerfahren sind und sich auf die Problematik einlassen wollen.

Zum Glück konnten wir Taylor mittlerweile mit einer netten Hündin vergesellschaften. Die beiden mögen sich sehr und toben viel miteinander, so dass er sich mittlerweile deutlich wohler fühlt.

Akila, ebenfalls ein Altdeutscher Schäferhund-Rüde, aber in gesetzterem Alter, kam wegen dem Tod seines Besitzers zu uns.

Der Mann lebte wohl recht abgeschieden allein mit dem Hund und als er verstarb gab es niemanden, der sich um Akila kümmern konnte. So wurden wir eines Abends angerufen, da der Hund aus dem Haus des Verstorbenen geholt und im Tierheim untergebracht werden musste.

Das war nicht so einfach wie gedacht, da Akila sein Heim mit aller Macht verteidigte und Fremden gegenüber nicht besonders zugetan war.

Da es schon Abend und recht dunkel war, erschien das Unterfangen unserer Tierpflegerin zu riskant und sie machte am nächsten Tag bei genügend Licht einen erneuten Versuch. Mittlerweile war auch bekannt, dass Akila kein unbeschriebenes Blatt war und eine vom Amt auferlegte Maulkorb-und Leinenpflicht hatte, da es schon mehrere Beißvorfälle gegeben hat. Mittels einer Fangstange konnte sie den immer noch aggressiven Hund aus dem Haus holen und schaffte es auch mit viel Mut ihn ins Auto zu bugsieren. Solche Situationen sind für uns und das Tier sehr unschön und vor allem aber auch sehr gefährlich.

Akila zeigte sich auch in den ersten Wochen im Tierheim sehr verschlossen und misstrauisch. Er ließ keinen Menschen in seine Nähe, knurrte, fletschte und ging auf Angriff.

Erst nach einiger Zeit und viel Aufwand an Geduld, durfte eine Pflegerin sein Zimmer betreten und danach entwickelte sich recht schnell ein Vertrauensverhältnis, so dass sie Akila anleinen und streicheln konnte und mittlerweile auch einen Maulkorb aufziehen kann. Sie ist momentan noch die einzige Person, die er so nah an sich heranlässt und die auch mit ihm spazieren gehen kann. Zwei andere Kollegen dürfen ihn zumindest anfassen und füttern, aber wir sind noch weit entfernt von „für jeden händelbar“.

Bei Akila merkt man sein Alter, er hat Probleme beim Laufen und besonders das Aufstehen fällt ihm sehr schwer. Eine Untersuchung in Narkose hat ergeben, dass er die für Schäferhunde typischen Rückenprobleme hat und zudem eine heftige Arthrose in einem Ellbogen. Er bekommt jetzt Schmerzmittel und hat in unserer Seniorenresidenz eine barrierefreie Unterkunft. Leider ist er mit anderen Hunden nicht verträglich, weil er wahrscheinlich nie in seinem Leben viel Kontakt zu Artgenossen hatte.

Akila ist also auch kein Hund, der sehr viele Interessenten haben wird, zu alt, zu schwierig, krank. Aber auch in diesem Fall hoffen wir auf ein Happy End für Akila.