Wendy – from Zero to Hero – Part II


Als der Entschluss gefasst war, Wendy mit nach Hause zu nehmen, ging dies nur mit einer Transportbox, da Wendy sich überhaupt nicht anfassen lassen wollte. Aber im Tierheim hatte sie keine Chance ihre Angst zu verlieren, außerdem war es so kein Leben für sie, da sie nicht mal in einen Freilauf konnte, da wäre sie ja wieder ausgebüxt.

Zu Hause angekommen öffneten wir die Box und ließen den Dingen einfach ihren Lauf. Es kam aber freiwillig zu keinerlei Kontaktaufnahme. Auch Annäherungsversuche mit Leckerchen, z.B. Fleischwurst, zeigten absolut keinen Erfolg. Ihre Geschäfte erledigte Wendy unter Aufsicht im gesicherten Garten, an Anleinen oder gar Spaziergänge war aber nicht zu denken. Im Haus verkroch sie sich nur in ihrer Box. Ab und an kam sie kurz heraus, sobald sie aber einen Menschen erblickte, geriet sie in Panik und verkroch sich sofort wieder in ihrer Box. Mit viel Geduld und ganz langsam schafften wir es ihr ein Sicherungsgeschirr anzulegen, wobei sie aber stetig nach uns schnappte. Eine große Erleichterung war aber, dass sie die ganze Zeit über trotz ihrer Panik Futter und Wasser nie verweigerte. Unseren Hunden gegenüber taute sie langsam aber sicher etwas auf, doch wir blieben für sie feindliche Objekte.

Die Wochen vergingen ohne erkennbare Fortschritte. Lange Zeit vor Wendy hatten wir bereits einen Urlaub gebucht, weswegen sie leider für ein paar Tage zurück ins Tierheim musste. So war nicht daran zu denken sie mitzunehmen und um ehrlich zu sein: unsere Nerven lagen blank und wir waren kurz davor aufzugeben. Doch dann passierte das, womit niemand mehr gerechnet hatte. Als ich nach unserem Urlaub das erste mal wieder im Tierheim in die Nähe von Wendys Zwinger kam, hatte sie mich sofort bemerkt und äußerte das Wiedererkennen lautstark. Als ich zu ihr in den Zwinger ging, sprang sie mich an und wedelte sogar leicht mit dem Schwanz. Das war das entscheidende Zeichen von Wendy. Nun aufzugeben wäre nicht akzeptabel gewesen.

Wendy ging also wieder mit zu uns nach Hause. Die Wochen vergingen, die Fortschritte waren minimal. Schließlich ließ sie sich irgendwann anleinen und ging mit spazieren. Sie verkroch sich nicht mehr in ihrer Box, aber Nähe zu uns wollte sie weiterhin auf keinen Fall zulassen.

Schließlich kam der Sommerurlaub, den wir wie immer mit allen Hunden auf dem Campingplatz im Wohnwagen verbringen wollten. Dort ist der Raum natürlich sehr begrenzt und die Frage war, ob Wendy damit klar kommen würde. Aber siehe da: gerade diese Enge führte dazu, dass Wendy täglich lockerer wurde. Wir hatten so lange gewartet und endlich ließ Wendy sich das erste Mal streicheln. Nur kurz und noch sehr zurückhaltend. Aber im Lauf der Tage kam sie von sich aus immer häufiger näher und holte sich Streicheleinheiten ab. Es war wunderschön zu beobachten, wie sie immer mehr Nähe zuließ. Von da an konnte man täglich neue Knoten platzen sehen: Leckerchen aus der Hand nehmen, Geschirr und Leine anlegen ohne Panikattacke und plötzlich lag sie auf dem Sofa und wollte gekuschelt werden.

Mittlerweile ist Wendy seit fast einem Jahr bei uns. Sie ist ein völlig neuer Hund und hat es geschafft Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Früher hatten wir Angst sie könne auf einem Spaziergang weglaufen, nun läuft sie ohne Leine mit und hat uns immer im Blick, damit sie uns nicht verliert. Wendy ist ein fester Bestandteil unserer Familie und genießt ihr Leben. Sie rennt über Wiesen und durch den Wald und buddelt leidenschaftlich gern große Löcher. Dies alles macht uns sehr glücklich. Mit viel Liebe und Geduld und natürlich mit Hilfe unserer Hunde konnte dies gelingen.
Diese Geschichte zeigt: man sollte keinen Angsthund aufgeben, auch wenn es noch so lange dauert, die Geduld zahlt sich für Hund und Mensch aus!