Die Siegener Zeitung verbreitet heute einen hochinteressanten Artikel über eine Katze, die wir angeblich in boshaftester und niederträchtigster Absicht ihrer Besitzerin vorenthalten haben. Wir sehen uns aufgrund der falschen und von persönlicher Meinung eingefärbten Berichterstattung dazu genötigt die Sachlage aus unserer Sichtweise zu schildern.
Am 21.09.2020 wurde uns von Anwohnern des Wohngebietes Meinhard eine Katze in einer Katzenfalle überbracht. Die Finder beobachteten das Tier schon seit mehreren Monaten und hörten sich in der Nachbarschaft um, ob jemand das Tier kennt. Leider erkannte niemand die Katze. Sie bewegte sich immer in der Nähe des Hauses und wollte ins Haus, wollte sich aber nicht anfassen lassen und zeigte sich eher scheu. Die Katze wurde also in einer Falle gefangen und ins Tierheim gebracht, da die Anwohner sich Sorgen um das Tier machten. Dort stellte sich heraus, dass die Katze ängstlich aber nicht verwildert war und es wurde sofort nach Chip und Tätowierung gesucht. Die Katze war tatsächlich gechipt und noch im Beisein der Finder wurde umgehend eine Tassoabfrage durchgeführt. Hier liegt es bei dem jeweiligen Mitarbeiter, ob er die Nummer lieber im Internet auf der Homepage von Tasso per Hand eingibt oder das ganze telefonisch mit einem Tasso- Mitarbeiter abhandelt, so wie in diesem Fall geschehen.
Bei einer Chipnummer handelt es sich um eine 15-stellige Zahlenfolge, oftmals mit fünf bis sechs Nullen in direkter Folge, so dass es völlig vermessen wäre zu behaupten, bei der Übertragung könne niemals ein Fehler passieren. Auch die Tasso Mitarbeiter sind keine Übermenschen, auch hier kann beim Zuhören oder Eintippen ein Fehler passieren und es reicht eine Nummer, um diesen Fehler zu erzeugen. Diese Katze war mit der übermittelten, gehörten und eingetippten Nummer laut Tasso nicht registriert. Wo nun der Fehler passiert ist, ist für uns (im Gegensatz zu dem Redakteur der SZ) nicht sicher zu sagen.
In dem Artikel der SZ wird es nun so dargestellt, als wäre die Nummer nie bei Tasso abgefragt worden. Dies ist faktisch falsch: es wurde offenbar nicht die richtige Nummer abgefragt, sondern bei Abfrage muss ein Fehler passiert sein, der zum falschen Ergebnis geführt hat.
Das eine Katze trotz Chip nicht registriert ist, ist leider unser Alltag und kommt gehäuft vor. Es wunderte uns also nicht. So wurde die Katze bei uns als Fundkatze mit unbekanntem Besitzer aufgenommen. Es musste ein abgebrochener Fangzahn, der hochgradig entzündet und schmerzhaft war, entfernt werden (dieser Prozess war sicherlich schon seit vielen Wochen im Gange).
Da Mali, wie wir sie nannten, eine sehr zurückhaltende Katze war, wurde sie von Interessenten immer übersehen und saß all die Wochen bei uns im Tierheim. Vom ersten Tag an war ihr Bild auf unserer Homepage unter „Fundtiere“ für jeden einzusehen und sie wurde mehrfach über Facebook- Gruppen geteilt. Es hat sich nie jemand gemeldet.
Ein Anruf von Frau Hughes im Tierheim ist uns nicht bekannt. Frau Hughes selbst sagte, sie habe zweimal angerufen aber niemanden erreicht. Die in der SZ erwähnte gesendete E-Mail hat unser Postfach nie erreicht. In der Zeitung wird es nun so dargestellt als wäre sie von uns zurückgeschickt oder abgelehnt worden. Wie soll das gehen? Mit welcher Motivation? Im persönlichen Gespräch mit Frau Hughes sagte sie, sie hätte eine E-Mail geschickt, aber jetzt gesehen, dass sie im Ausgang hängen geblieben ist. Das hört sich etwas anders an. Sie konnte uns die Mail auch auf Anfrage leider nicht zukommen lassen.
Wir fragten uns natürlich: sieht man da nicht nach, wenn man sein Tier vermisst? Schreibt man nicht mehrmals?? Ruft man nicht mehrmals an??
Von einer ehrenamtlichen Tierheimhelferin, die den Hund der Familie Hughes übernommen hat, haben wir heute erfahren, dass sie nach der Katze gefragt wurde und geantwortet hat, dass sich alle Fundtiere auf der Homepage befinden und man da immer nachsehen muss. Nach eigener Angabe der Frau Hughes vermisste sie die Katze seit Anfang Oktober, also wurden die ersten Wochen der Abwesenheit offenbar nicht wahrgenommen. Auch unter den Bedingungen eines Todesfalls eher ungewöhnlich bzw. von Desinteresse zeugend. Auch bei Tasso hätte man die Katze vermisst melden können (was so in der Zeitung behauptet wird, was leider nachweislich nicht der Wahrheit entspricht). Tasso fertigt zudem in solch einem Fall Plakate an, die man überall aufhängen kann und die automatisch an ansässige Tierheime gesendet werden. Wir haben das Plakat nie erhalten (auch wenn der Redakteur der SZ sicher postulieren würde wir hätten es geschreddert).
Wir mussten also feststellen, dass bei der Chipabfrage ein Fehler unterlaufen ist, menschlich aber nicht mehr nachvollziehbar, aber leider alle anderen zahllosen Möglichkeiten zur Rückführung der Katze seitens der Besitzerin, nicht ausgeschöpft wurden. Von der im Artikel so vorbildlich herausgestellten „monatelangen Suche“ gibt es in diesem Fall leider keine Anhaltspunkte. Wäre die Suche wirklich wie im Artikel behauptet abgelaufen, hätte die Geschichte innerhalb weniger Tage ihr völlig unspektakuläres und für reißerische Medien uninteressantes Happy End gefunden.
Also ist unserer Meinung nach bei beiden Seiten eine Mitschuld festzustellen.
Aus diesem Grunde sahen wir es als angemessen, die täglichen Futterkosten und die Tierarztkosten (die eh fällig gewesen wären) einzufordern. Mit Begleichung dieser Kosten hätte die Besitzerin genau das für die Katze gezahlt, was ihr auch an Aufwendungen entstanden wäre, wenn die Katze zuhause versorgt worden wäre. Die erwähnten 1000€ (leider auch falsch) wären die kompletten Versorgungskosten gewesen, die uns entstanden sind. Diese Kosten setzen sich zusammen aus Personalkosten, verschiedene Nebenkosten und Materialkosten. Die Katzen müssen täglich versorgt werden, es muss gesäubert und desinfiziert werden. Dies sind nun Kosten, auf denen das Tierheim sitzen bleibt, in Zeiten die durch die Corona-Pandemie eh schwierig sind.
Im Januar konnte Mali in ein sehr schönes Zuhause vermittelt werden. Sie wurde von uns routinemäßig bei der Registrierungsstelle des Deutschen Tierschutzbundes „Findefix“, auf die neuen Besitzer gemeldet. Die Meldung bei Tasso obliegt den neuen Besitzern. Diese waren sehr gewissenhaft und haben die Katze auch dort gemeldet. Da fiel dann auf, dass die diesmal richtig übermittelte und eingegebene Nummer, bereits auf andere Besitzer registriert war. Vermisst gemeldet war die Katze nicht!
Dies ist die Geschichte aus unserer Sicht. Wir sehen jedoch klar eine Mitverantwortung und Pflicht bei den Besitzern.
Der Fehler, auf dem hier die gesamte „skandalöse“ Geschichte aufgebaut wird, wäre normalerweise nach spätestens einigen Tagen aufgefallen, wenn nämlich die Besitzerin ihre Katze auf Facebook oder unserer Homepage gesehen hätte und sie abgeholt hätte.
Die böse Absicht, die uns hier unterstellt wird, wäre also überhaupt nicht durchführbar, wenn Menschen ihr Tier wirklich suchen und sich selbst einsetzen. Die Verantwortung komplett auf die Mitmenschen abzuwälzen halten wir für sehr bequem und einfältig. Dies genau ist der Punkt, der uns dazu gebracht hat, die angesprochenen Kosten einzufordern. Frau Hughes wurde erst aktiv (Gespräch mit Anwalt und Zeitung) als Tasso sich bei ihr gemeldet hatte, was wir sehr traurig finden. Sie wusste nachweißlich von unserer Homepage, hat aber wohl nie nachgesehen.
Wir haben uns schließlich gegen ein gerichtliches Vorgehen entschieden. Dies hat aber nicht den Grund, dass die SZ sich heldenhaft als Anwalt eingeschaltet hat oder wir das Recht auf Seite der Frau Hughes sehen. Vielmehr wollten wir der Katze eine weitere Eingewöhnung und später schmerzliche Trennung bei der neuen Familie ersparen. Auch den neuen Besitzern wollten wir den langen Rechtsstreit ersparen, da sie so schon extrem unter der Trennung von der Katze leiden. Auch finanziell muss man in Coronazeiten Abstriche machen und ein Gerichtsverfahren zieht immer hohe Kosten mit sich.
Die SZ behauptet nun, die Katze wäre nicht vermittelt gewesen, da sie sofort im Tierheim greifbar war. Die sehr traurigen „neuen ehemaligen Besitzer“, hätten das Gegenteil bestätigen können, aber für Recherche war wohl keine Zeit.
Es fand ein einziges Gespräch mit Tierheimleiter Tobias Neumann statt. Nach diesem Gespräch hätten wir den heute erschienenen Artikel fast selbst schreiben können. Die Meinung des Herrn Roth stand fest, es ging ihm nie um Fakten. Er verhielt sich beschuldigend und anklagend, machte Vorwürfe und stellte Anklagen in den Raum, die sich nicht halten lassen.
Frau Hughes suchte die Katze verzweifelt, rief im Tierheim an, schrieb eine Mail (hat Herr Roth diese Mail gesehen?), meldete die Katze bei Tasso vermisst, das Tierheim hat den Chip falsch abgelesen oder bestimmt gar nicht abgelesen, das Tierheim hat behauptet, die Katze wäre nicht auf der Meinhard gefunden worden, das Tierheim hat die Katze überhaupt nicht vermittelt, usw.
Eine lange Liste von Behauptungen aus diesem Artikel, die alle ungeprüft oder selbst ausgedacht niedergeschrieben wurden. Welche Motivation hat der Redakteur dabei? Man könnte fast meinen, er hätte persönliches Interesse an der Geschichte oder geht es wirklich nur um Klicks? Wertvoller Journalismus geht anders. Diese Behauptung unsererseits hat wohl mehr Substanz als der gesamte Artikel.