Endlich ein neues Zuhause!


Wir können es kaum glauben, aber einer unserer Langzeitbewohner ist ausgezogen. Nach drei Jahren bei uns, durfte Kater Jean in ein neues Zuhause umziehen.

Jean ist wirklich eine ganz besondere Katze, jeder der ihn kennengelernt hat, wird dies sofort bestätigen. Er hat uns oft zum Lachen gebracht, aber auch um den Verstand.

Jean wurde von einer jungen Frau aus gesundheitlichen Gründen bei uns abgegeben. Er zeigte sich nicht gerade von seiner besten Seite, kratzen, beißen, schreien und „auf Mann gehen“ gehörten zu seinen perfektionierten Kampftechniken. Er kannte leider nichts außer seinem Menschen und seiner Wohnung und war mit der neuen Situation völlig überfordert. Im Zimmer mit den anderen Katzen war er auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit und prügelte alle anderen. Die meiste Lebenszeit verbrachte er zunächst auf höher gelegenen Schlafplätzen und ein Angriff von oben auf das Personal war damals keine Seltenheit.

Dazu kam, dass Jean an einer schlimmen Zahnfleischentzündung litt, die häufige Tierarztbesuche zur Folge hatte. Dies war eine besondere Herausforderung, die bei allen Beteiligten schon Stunden vorher zu Magenbeschwerden führte und es grenzt an ein Wunder, dass nie ein Mensch dabei zu Schaden kam.

Es wunderte natürlich niemanden, dass Jean in der Vermittlung nicht die besten Chancen hatte. So war es aber auf Dauer kein Zustand und um die Mitarbeiter das Leben zu erleichtern und Jean etwas Lebensqualität zu geben, durfte er aus der Katzenstube ausziehen und frei im und um das Katzenhaus herum leben. Man konnte richtig dabei zusehen, wie das Tier aufblühte und sich merklich entspannte. Jean eroberte sehr schnell sein Territorium.

Er wurde Stammgast bei den Treffen der Kinder-und Jugendgruppe und benahm sich dort tadellos. Die Damen der Handarbeitsgruppe mussten sich doch eher bemühen nicht negativ aufzufallen. Wenn Jean auf dem Tisch zwischen den Wollknäueln thronte, war es nicht ratsam ihn zu stören oder ungefragt am Knäuel zu ziehen. Ungehöriges Benehmen vonseiten der Menschen wurde mit heftigen Pfotenschlägen geahndet. Jean begab sich aber mit seiner selbstbewussten Art auch oft in Gefahr. So manches Mal stieg er einfach in ein Auto ein, was nicht schlimm war, wenn es bemerkt wurde. Die Besucher oder auch z.B. der DHL Zusteller fanden es erstmal lustig, nachdem sie aber bei dem Versuch ihn aus dem Wagen zu jagen übelst verdroschen wurden, suchten sie schließlich entnervt Hilfe beim Personal, dass dann mit Besen und Handschuhen zur Hilfe eilen musste. Kritischer war es, wenn der blinde Passagier erst nach einiger Zeit bemerkt wurde. Er hatte aber immer Glück und wurde immer wieder zurückgebracht. Auch die Toilettennutzung auf unserem Gelände war durch Jean nicht immer einfach. Wenn er es gerade in der offenen Toilettentür gemütlich fand, nutzte keine Diskussion, war er gut gelaunt durfte man das WC in seinem Beisein nutzen, bei schlechter Laune hieß es: flott ein anderes Örtchen suchen. Oft wurden auch die Hundebetten in den Freiläufen von Jean zwangsenteignet, was mehrmals fast zu Jeans vorzeitigem Ende geführt hätte. Aber er kam immer mit dem Schreck davon und lernte nichts dazu oder sagen wir: er war komplett beratungsresistent! Es war also immer eine Zitterpartie. War er mal ein paar Stunden verschwunden, machten sich alle Sorgen, ob diesmal was schief gegangen war oder er nur irgendwo neue Schandtaten ausheckte.

Im Laufe der Zeit heilte seine Zahnfleischerkrankung komplett aus und es war keine Behandlung mehr nötig. Da er ja auch, außer in speziellen Situationen, recht friedlich geworden war, stand einer Vermittlung nichts mehr im Wege. Und endlich kam letzten Monat die richtige Familie für Jean. Es war Liebe auf den ersten Blick und auch alle Geschichten über Jean und sein übersteigertes Ego konnten sie nicht abhalten. So konnte Jean nach all der Zeit endlich in ein Zuhause umziehen, in dem er seine Menschen ganz für sich allein hat und voll und ganz im Mittelpunkt steht.

Wir hoffen, dass sein Leben unter den neuen Bedingungen etwas Risiko ärmer wird und er noch viele glückliche Jahre hat, um seine Familie zu delegieren und die Nachbarn zu ärgern. Wir haben ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen lassen und werden sicher noch oft an ihn denken.