Schweine im Katzenhaus


Wer in diesen Tagen unser Katzenhaus besucht, wird sich vielleicht wundern. In einer Katzenstube sitzt seit einigen Tagen ein sogenanntes Minischwein.

Wie es dazu kam:

Carmen, wie das kleine Schweinchen mittlerweile heißt (ursprünglich hieß sie Schnitzel, aber das fand keinen großen Anklang) wurde kurz nach Neujahr im Tierheim Essen abgegeben.

Sie war wohl ein unüberlegtes Weihnachtsgeschenk und sollte mit in der Wohnung leben. Dieses Experiment scheiterte bereits nach wenigen Tagen. Ob sie sich, wie die Besitzer sagten, wirklich nicht mit dem Familienhund vertragen hat oder vielleicht doch andere Gründe vorrangig waren, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wurde Carmen also im Tierheim abgegeben. Wenige Tage später fand man Robert, einen gleichaltrigen Eber der gleichen Rasse, ausgesetzt in Essen. Zufall oder nicht??? Auch das bleibt ein Geheimnis.

Das Tierheim Essen verfügt nicht über die räumlichen Möglichkeiten für ein großzügiges Schweinegehege, weswegen Carmen schon mal den Umzug nach Siegen hinter sich gebracht hat. Robert wurde bereits kastriert und wenn er sich erholt hat, kommt er im Lauf der Woche nach und wird dann gemeinsam mit seiner Carmen das Katzenhaus unsicher machen.

Dies ist natürlich erstmal nur eine Notlösung. Da Carmen ja gesichert aus Wohnungshaltung kommt und Robert vermutlich auch, können wir die beiden Babys natürlich nicht im Winter schon nach draußen setzen. Wenn aber das Frühjahr kommt werden beide ihren neuen Wirkungskreis in unserem Bauernhofgelände bei den Schafen, Ziegen, Enten, Hühnern und Hängebauchschweinen finden. Bis dahin werden sie von unseren ehrenamtlichen Katzenkuschlerinnen sehr verwöhnt. Da gibt es so manche Schmuseeinheit und gute Leckereien. Carmen ist sehr lustig und wickelt jeden um den kleinen Finger.

Aber bei allem Entzücken:

Es ist ein sehr bedenklicher Modetrend. Sogenannte Mikroschweine oder Tea Cup Schweine werden immer beliebter. Sie sollen angeblich klein bleiben (eine Garantie dafür gibt es nicht, „klein bleiben“ kann schon mal mit 100 kg enden). Sie eignen sich angeblich für die Haltung im Haus und sorgen dafür, dass der Besitzer sich ganz toll vorkommt, da er ein so extravagantes Haustier hat. Hund und Katze hat ja jeder.

Nun werden viele Minischweinzüchter und – fans argumentieren, dass ihr Schwein sich im Haus super wohlfühlt, aber ist das artgerecht?? Schweine leben nie allein. Sie lieben es zu wühlen, zu graben, im Schlamm zu suhlen. Das alles ist auf Parkett und Teppich wohl kaum möglich. Jeder kann sich im Tierheim angucken wie unser Pablo Baumwurzeln freilegt und riesige Löcher aushebt. Auch Carmen hat den Freilauf der Katzenstube schon etwas umgestaltet.

Wir wünschen uns für Carmen und Robert ein artgerechtes Schweineleben in einem großen Freigehege, wo sie Schwein sein dürfen und nicht als Accessoire für Trendsetter herhalten müssen.

Übrigens warten in einer Kleingartenanlage in Essen noch zwei weitere Schweine, die dort momentan notdürftig versorgt werden, auf ein neues schönes Zuhause oder zumindest auf einen Platz in einer anderen Unterbringung. Auch sie Opfer einer verrückten Idee von konsumübersättigten Menschen.