Lorenzos Odyssee!


An einem Tag im Februar erhielten wir einen Anruf der Polizei, dass ein mittelgroßer freilaufender Hund in der Stadtmitte in Siegen gesichert wurde und wir ihn abholen sollten. Eine Kollegin machte sich sofort auf den Weg.

Vor Ort waren einige Polzisten und der Hund lief in einem Hinterhof umher. Die Hofzufahrt wurde von den Beamten mit Paletten gesichert, so dass der Hund nicht wieder entkommen konnte.

Allerdings zeigte sich der Hund wenig kooperativ. Er war sehr verängstigt und ließ sich nicht anlocken oder gar anfassen. Zudem hatte er an Hinter- und Vorderlauflauf eine Verletzung. Das Hinterbein setzte er gar nicht auf und die Vorderpfote blutete leicht.

Da die Kollegin schon öfters Hunde “eingefangen” hat, trieb sie ihn – zusammen mit den Polizisten – in eine Garage. In dieser Garage waren leider so viele Kartons, Autoreifen und ein Fahrrad abgestellt, dass sie erst einmal über alles drüber klettern musste, um den Hund zu finden. Aus der mitgebrachten Leine wickelte sie eine Schlaufe, die sie wie ein Lasso wild-west-mäßig über den Hundekopf warf. Nach ein paar Fehlwürfen saß die Schlaufe endlich und mit Hilfe einer Decke, die sie über ihn warf, konnte sie den Hund packen und ins Auto tragen. Im Tierheim angekommen war er so verängstigt, dass er sich nicht aus dem Auto nehmen ließ. Uns blieb aufgrund seiner Verletzung nichts anderes übrig, als ihn in Narkose zu legen, um ihn genauer untersuchen zu können. Als er schlief schauten wir uns die Beine an: An dem Vorderbein war eine Kralle verletzt, was aber nicht schlimm war. Das Hinterbein wies keine aktuelle Verletzung auf, was auf eine alte Verletzung zurück zu führen sein musste. Bei der Untersuchung schauten wir natürlich auch nach einem Mikrochip und wurden doch glatt fündig. Mit der ausgelesenen Chipnummer durchforsteten wir dann alle Haustierregister. Glücklicherweise war er bei TASSO registriert und zwar mit dem Namen Lorenzo. Dabei kam dann auch heraus, dass er schon ein paar Tage unterwegs war und aus der Nähe von Limburg entlaufen war. Als wir mit der Besitzerin telefonierten, wollte diese den Hund aber nicht wieder haben. Sie hatte ihn aus Rumänien als Pflegehund aufgenommen und er würde sich nicht in die Familie integrieren (er war gerade mal 2 Tage bei ihr). Der vermitteltende deutsche Verein konnte oder wollte ihn auch nicht haben. Sie hatten ihn für einen rumänischen Verein vermittelt, also mit der Vermittlung ansich gar nichts zu tun. Die Dame von dem deutschen Verein meinte, dass Lorenzo geimpft und kastriert sei und in Rumänien ein ganz lieber Hund. Hä? Als unsere Tierärztin ihn in Narkose untersuchte, stellte sich heraus, dass er nicht kastriert war. Was für ein Chaos! Da niemand der Beteiligten nun irgendwelche Bemühungen unternahm den Hund wieder haben zu wollen, haben wir ihn behalten. Da kommt man als Tierschützer aber schon ins Grübeln. Ist das noch Tierschutz? Naja, den Gedanken wollen wir an dieser Stelle nicht weiter ausführen.

Lorenzo hat die ersten Tage ziemlich verängstigt in seiner Box gesessen und niemanden an sich ran gelassen. Wenn man bedenkt, dass er circa 2 Wochen unterwegs war und davor noch nicht lange in Deutschland, kann man es ihm auch nicht verübeln. Viele gute Erfahrungen hatte er mit Menschen wohl bislang nicht gemacht. Nach ca. 2 Wochen taute er immer mehr auf. Jetzt konnte er schon in den Auslauf gebracht werden und er hatte endlich wieder etwas Gras unter seinen Pfoten. Einen großen Fortschritt hat er in seiner Entwicklung gemacht, als wir ihn vor ein paar Tagen mit unserem Rüden Hasso vergesellschaftet haben. Seit dem lässt er sich von uns streicheln und freut sich schwanzwedelnd über Leckerchen. Es wird bestimmt noch einige Zeit brauchen bis er volles Vertrauen zu uns hat und vermittelt werden kann, aber die Zeit soll er bekommen.